UX Researcher: Was dieses Berufsfeld ausmacht

In der UX-Branche findet man unterschiedlichste Berufsbezeichnungen, unter denen man sich nicht immer sofort etwas vorstellen kann. Eine in vielen Unternehmen und Organisationen etablierte Jobbezeichnung ist die des UX Researchers oder – je nach Organisation oder Schwerpunkt leicht abgewandelt – auch als User Researcher, Usability Researcher oder Customer Researcher bezeichnet. Besonders in der Produktentwicklung und im Themenfeld der User Experience findet man UX Researcher.

Aber was ist ein User Researcher eigentlich genau und was muss er können? In diesem Artikel möchten wir Ihnen einen Überblick darüber geben:

Was ist ein UX Researcher?

UX Researcher sind Personen, die sich auf Forschungstätigkeiten im Bereich der User Experience spezialisiert haben. Ihnen geht es darum, Einblicke in das Verhalten, die Bedürfnisse und Anforderungen der Benutzer*innen an ein Produkt oder eine Dienstleistung zu sammeln, zu analysieren und daraus Empfehlungen abzuleiten. So stellen sie sicher, dass die Benutzerperspektive in den Entwicklungsprozess einfließt. UX Researcher arbeiten dabei häufig eng mit Produktentwicklungsteams, Designern und Marketingspezialist*innen zusammen.

Was macht ein UX Researcher?

Die Aufgaben eines UX Researchers sind vielfältig und abwechslungsreich. Sie können insbesondere die folgenden Punkte umfassen:

Planung von Forschungsprojekten

Erstellung von Forschungsplänen, um festzulegen, welche Methoden und Techniken am besten geeignet sind, um die gewünschten Informationen zu sammeln.


Durchführung von Studien

Durchführung von Studien, wie z. B. Interviews, Umfragen, Usability-Tests und Beobachtungen, um Einblicke in das Verhalten und die Bedürfnisse der Benutzer*innen zu gewinnen.

Analyse von Forschungsergebnissen

Das Auswerten von quantitativen und qualitativen Daten, um Muster und Trends zu identifizieren, die auf Benutzerprobleme oder -bedürfnisse hinweisen.


Forschungsergebnisse veranschaulichen

Die Entwicklung von Personas (fiktive Repräsentationen der Zielgruppen), sowie die Erstellung von Nutzungsszenarien, um die Anforderungen der Benutzer*innen zu veranschaulichen.

Usability-Bewertungen

Die Bewertung von Produkten oder Dienstleistungen hinsichtlich ihrer Benutzerfreundlichkeit und die Identifizierung von Schwachstellen und Verbesserungsmöglichkeiten.


Empfehlungen geben

Auf Grundlage der Forschungsergebnisse Empfehlungen für die Gestaltung von Produkten, Dienstleistungen oder Benutzererfahrungen geben, um diese benutzerfreundlicher und effektiver zu gestalten.

Kommunikation von Ergebnissen

Präsentation der Forschungsergebnisse und Empfehlungen an das Team und die Stakeholder, um die Grundlage für Design- und Entwicklungsentscheidungen zu schaffen


Zusammenarbeit mit anderen Teams

Enge Zusammenarbeit mit Designern, Entwickler*innen und anderen Beteiligten, um sicherzustellen, dass die Nutzerforschung kontinuierlich in den Entwicklungsprozess integriert wird und um Produkte kontinuierlich zu verbessern.

Welche Qualitäten sollte ein UX Researcher besitzen?

Welche Fähigkeiten und Eigenschaften sollte man als Researcher mitbringen, um diesen umfangreichen Aufgabenkatalog zu bewältigen?1 Es gibt nicht „den einen Ausbildungsweg“, aber es gibt Eigenschaften, die jeder UX Researcher mitbringen sollte. Um die Qualitäten zu definieren, müssen wir uns zum einen die Soft Skills anschauen und zum anderen die Hard Skills. Während Hard Skills berufstypische Qualifikationen beschreiben, betreffen Soft Skills die Persönlichkeit und gehen über fachliche Kompetenzen hinaus.2

Starten wir zunächst mit den Fachkenntnissen und Qualifikationen:

Welche Hard Skills sollten Nutzerforschende mit sich bringen?

Effektives Notieren

Zu viele Notizen können die Aufmerksamkeit der Forscher vom Beobachten und Zuhören ablenken, ihre Fähigkeit, mit den Teilnehmer*innen zu interagieren, beeinträchtigen und es schwierig machen, die Notizen später zu verstehen. Es ist besser, die wichtigen Dinge wahrzunehmen und zu notieren, als zu versuchen, alles aufzuschreiben.

Analytische Fähigkeiten

UX Research generiert eine riesige Menge an Daten. Um diese zu verstehen und wichtige Themen und Probleme innerhalb der Daten zu unterscheiden, sind gute analytische Fähigkeiten notwendig. Dies gilt insbesondere für die qualitative Nutzerforschung, bei der die Daten aus dem bestehen, was die Teilnehmer*innen gesagt und getan haben.

Problemlösung

Researcher können nicht nur Probleme feststellen, sondern müssen auch Empfehlungen zur Lösung dieser Probleme geben können. Ansonsten sind die Forschungsergebnisse nichts weiter als interessante Informationen.

Schreibfertigkeiten

Keiner im Projektteam schreibt mehr als ein User Researcher. Gute Schreibfertigkeiten sind notwendig, um die Ergebnisse effektiv durch Forschungsergebnisse wie Berichte, Präsentationen, Personas, Szenarien und Anwendungsfälle zu vermitteln. Eine sorgfältige Formulierung ist auch beim Schreiben von Rekrutierungs-E-Mails, Screenern, Umfragen, Fragebögen, Interviewfragen und Usability-Testing-Aufgaben erforderlich.

Kommunikationsfähigkeit

Da ein Nutzerforschender mit so vielen verschiedenen Menschentypen interagiert, muss er über exzellente Kommunikationsfähigkeiten verfügen. In der Kommunikation mit Kund*innen und Stakeholdern muss er in der Lage sein, seine Methoden zu erklären, sie von der Bedeutung von User Research zu überzeugen und seine Forschungsergebnisse und Empfehlungen klar zu kommunizieren. Bei der Kommunikation mit den Forschungsteilnehmer*innen muss er beschreiben, was während der Forschungssitzung passiert, was er von den Teilnehmer*innen erwartet und die richtigen Fragen stellen.

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Darüber hinaus sind einige Soft Skills wesentlich, die UX Researcher mitbringen sollten, um ihren Job gut zu machen

Neugier

UX Researcher verbringen viel Zeit damit, Menschen zu interviewen und ihr Verhalten zu beobachten. Dementsprechend sollte eine intensive Neugierde auf Menschen und ihre Probleme und Bedürfnisse vorhanden sein. Sie wollen erfahren, wie Nutzer*innen denken und warum sie sich so verhalten, wie sie es tun. Sie sind außerdem daran interessiert, Probleme zu verstehen, was sie verursacht und wie sie zu lösen sind. Das ist der Grund, warum Menschen so oft aus der Psychologie, Soziologie oder Anthropologie in das Feld der User Experience kommen.

Idealismus

Ein weiterer Motivator ist Idealismus und der Wunsch, das Leben der Menschen zu verbessern. Ziel ist es, Technologien zu entwickeln, die das Leben der Menschen einfacher und befriedigender machen. Selbst kleinste Verbesserungen an einem Produkt geben das Gefühl, die Welt in einer gewissen Weise zu einem besseren Ort zu machen.

Pragmatismus

User Researcher können nicht ausschließlich die Nutzer*innen repräsentieren. Auch kaufmännische Rahmendaten und Aspekte müssen berücksichtigt und Lösungen gefunden werden, die sowohl Geschäfts- als auch Nutzerziele erfüllen. Oft fehlt es an Zeit und Geld, weshalb es notwendig ist, praktisch zu denken und das Beste aus der Zeit und den Ressourcen, die zur Verfügung stehen, herauszuholen.

Überzeugungsfähigkeit

Diese ist eine sehr wichtige Fähigkeit in diesem Berufsfeld. Erstens müssen sie oft vom Wert von User Research überzeugen und Kund*innen oder sogar Kolleg*innen dazu bringen, sie in ihre Projekte einzubeziehen. Als Nächstes müssen sie vor und während der Forschungen die Teilnehmer*innen davon überzeugen, an den Forschungsaktivitäten teilzunehmen und diese gemäß den Anweisungen durchzuführen. Schließlich müssen sie bei der Präsentation ihrer Ergebnisse in der Lage sein, die Interessengruppen davon zu überzeugen, dass die Informationen korrekt sind und ihre Empfehlungen die Probleme lösen. Während ihr Team das Produkt entwirft und entwickelt, müssen die User Researcher die Designer davon überzeugen, Design-Entscheidungen zu treffen, die sowohl den geschäftlichen als auch den Nutzerbedürfnissen am besten gerecht werden.

Aufgeschlossenheit

Ein guter Researcher muss unabhängig denken und bei der Recherche neutral gegenüber Entwürfen sein. Aufgeschlossenheit gilt auch für Forschungsmethoden. Gute Forscher*innen gehen nicht davon aus, dass sie alles wissen oder dass ihre Methoden die einzige Möglichkeit sind, etwas zu tun. Sie sind offen für neue Ideen und probieren gerne auch neue Methoden aus.

Fähigkeit, schnell zu lernen

UX Researcher müssen schnelle Lerner*innen sein. Forscher*innen, die für Agenturen arbeiten oder Berater*innen sind, arbeiten ständig an neuen Projekten und oft mit Kund*innen aus verschiedenen Branchen, Bereichen und Technologien. Bei so unterschiedlichen Themen müssen Researcher in der Lage sein, schnell zu lernen. Sie müssen keine Fachexpert*innen werden, aber sie müssen sich schnell Grundkenntnisse über eine neue Domäne oder Technologie aneignen, damit sie die Nutzer*innen und ihre Aufgaben bei der Recherche verstehen können.

Organisationstalent und Liebe zum Detail

Gute organisatorische Fähigkeiten und Detailgenauigkeit sind in jeder Phase einer Studie wichtig. Die Planung beinhaltet das Auflisten, Organisieren und Priorisieren von Aufgaben und Fragen. Die Kontaktaufnahme, das Screening, die Rekrutierung und die Planung von Teilnehmer*innen erfordern die Fähigkeit, die Zeitpläne vieler Personen zu koordinieren. Bei der Durchführung von Forschungssitzungen müssen die Forscher*innen Materialien koordinieren, Aufnahmegeräte verwalten, Beobachter*innen handhaben und mit dem Teilnehmer*innen interagieren, während sie die Interaktionen der Benutzer*innen sorgfältig beobachten und Notizen machen. Die Analyse erfordert die Konzentration auf die Details in einer großen Datenmenge von vielen verschiedenen Teilnehmer*innen, die schließlich in gemeinsame Muster und Themen gegliedert werden müssen.

Zeitmanagement

Da es oft an Zeit mangelt, ist ein gutes Zeitmanagement erforderlich, um effektive Forschung innerhalb des vorgegebenen Zeitrahmens durchzuführen.

Empathie

Empathie ist der Schlüssel zum Verständnis der Menschen und ihrer Bedürfnisse. Sie ermöglicht es, aufmerksamer zu sein, bessere Fragen zu stellen und tiefere Einblicke zu gewinnen. Ohne Empathie könnten Forscher*innen Fakten darüber sammeln, was Menschen während einer Sitzung tun und sagen, aber sie könnten nicht wirklich verstehen, was diese Fakten bedeuten.

Neutralität

Um nicht zu viel Einfluss auf Testteilnehmer*innen zu nehmen, müssen Researcher ein neutrales Verhalten an den Tag legen und vermeiden, positive oder negative Reaktionen auf das, was die Teilnehmer*innen sagen oder tun, zu zeigen. Das heißt nicht, dass sie keine Meinungen haben, aber sie können sie bestenfalls hinter einem neutralen Äußeren verstecken.

Selektive Aufmerksamkeit

Researcher müssen die großen Datenmengen, die sie sehen und hören, mental verarbeiten können. Sie müssen das Wichtige wahrnehmen, Fremdinformationen herausfiltern und sich auf die wichtigen Elemente konzentrieren.

Geduld

Die Aufgaben können manchmal recht monoton sein. Man sitzt in vielen Sessions mit ähnlichen Leuten, stellt die gleichen Fragen, bekommt ähnliche Antworten und beobachtet die gleichen Aufgaben immer wieder. Es erfordert Geduld, dabei keine Frustration und Langeweile zu zeigen.

Flexibilität und Anpassungsfähigkeit

User Researcher müssen in der Lage sein, mit unerwarteten Problemen umzugehen. Sie müssen flexibel sein und ihre Vorgehensweise anpassen, wenn unerwartete Probleme auftreten.


Was macht den Job als UX Researcher so großartig?

Ganz schön anspruchsvoll. Und warum sollte man sich das antun? Es gibt viele Gründe dafür, diesen Beruf zu mögen und ihn mit Begeisterung auszuführen. Einige der wichtigsten sind:

Etwas Gutes zu tun

Menschen lieben Produkte, die ihnen ein positives Nutzererlebnis (UX) und einen Mehrwert bieten und den Alltag oder die Arbeitswelt erleichtern. UX Researcher tragen jeden Tag dazu bei. Sie helfen dabei, teure Fehlentwicklungen von Produkten zu vermeiden, die am Ende keiner haben möchte. Und sie helfen dabei, dass Nutzer*innen weniger Frustration bei der Nutzung von Webseiten, Apps, Maschinen oder Services erfahren.

Alle Methoden des User Centered Designs stellen den Menschen bzw. die Nutzenden in den Mittelpunkt der Entwicklung. Das bedeutet nebenbei, dass man nicht nur Gutes tut, wenn man in diesem Prozess beteiligt ist, sondern auch jede Menge dabei lernen und beobachten kann.

Funktionalität mit Ästhetik verbinden

User Experience ist das ganzheitliche Nutzererlebnis, das durch das Zusammenspiel von Funktionalität und der visuellen Gestaltung entsteht. Grundsätzlich gilt aber: „Form follows Funktion.“ Das bedeutet, die Usability und Nutzbarkeit eines Produktes sind die Basis, auf der alle weiteren Anforderungen und Wünsche der Zielgruppe fundieren.

Abwechslung und Kreativität

Die im UX Research angewandten Methoden sind zahlreich und vielfältig: Analysieren, Online-Studien erstellen, Interviews führen, Prototypen konzipieren, bauen und evaluieren. Mit diesem reichen Schatz an unterschiedlichen Methoden wird einem nie langweilig. In Workshops kann man teilweise auch richtig kreativ werden und den Gedanken freien Lauf lassen.

Neue Ideen kennenlernen

UX Researcher sehen neue Produkte, Services und Konzepte ihrer Auftraggeber immer mit als erstes. Auch durch die ständige Weiterentwicklung und dem Einsatz von neuen Technologien sind sie immer am Puls der Zeit. Anfassen? Ausprobieren? Das Produkt oder den Service selbst erfahren? Das ist dabei alles erlaubt – nein! Das ist sogar ausdrücklich erwünscht!

Natürlich war das noch nicht alles. Weitere Gründe, warum wir unseren Job so mögen, gibt es in unserem Blog „Warum UX? – 21 Gründe, warum wir UX lieben“.

UX Researcher sind im Kommen

– und werden in Zukunft sicherlich im Orchester der UX-Berufe und -Rollen eine immer größere Bedeutung haben. Für diesen Überblick über die Aufgaben, Rollen und notwendigen Fähigkeiten in diesem abwechslungsreichen Job hat Jim Ross mit seinem Beitrag “Qualities of Effective User Researchers” bereits eine gute Vorlage geschaffen und diente als Orientierung für diesen Artikel.2

Soweit unser Einblick in die Welt der User Researcher. Hat es Ihr Interesse geweckt?


Was denken Sie? Wie schätzen Sie das ein?

Senden Sie unserem Redaktionsteam eine E-Mail, wir freuen uns über Ihr Feedback!

Johanna Möller
Senior User Experience Consultant

 


Quellen

Dieser Artikel basiert teilweise auf Informationen aus früheren Beiträgen des usabilityblog.de. Einige der ursprünglichen Artikel sind möglicherweise nicht mehr zugänglich.

1„Welche Qualitäten sollte ein User Researcher besitzen?“ | Stefanie Peters (2018) auf usabilityblog.de

2„Qualities of Effective User Researchers“ | Jim Ross (2017) uxmatters.com

3„Warum UX? 21 Gründe, weshalb wir UX lieben“ | eresult Expert*innen (2021) eresult.de

 

Bildquellen

  • Titelbild: Joshua Mayo | unsplash
  • 1. Abbildung: Eigene Grafik
  • 2. Abbildung:: renee fisher | unsplash